Texte: Florenz Potthast
Musik: Michael Potthast
Die Handlung
An einem Frühlingstag des Jahres 1807 ist eine aufgebrachte Menschenmenge auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte Gesina Brinks. Alle wollen bei der Vollstreckung des Urteils anwesend sein.
Rückblende: Im Dorf kursieren Geschichten über das Kind Gesina Brink. Und die Gerüchteküche brodelt immer weiter: Selbst Gesinas Lehrer scheint davon angesteckt zu sein. In einem Gespräch mit dem neuen Priester der Gegend wird deutlich, dass er von seiner Schülerin, die ihren Vater schon früh verlor und allein von ihrer Mutter aufgezogen wird, nicht die beste Meinung hat. Dies jedoch kann der Priester nicht verstehen, ist ihm doch bei einer Schulvisitation gerade dieses Mädchen positiv aufgefallen.
Auch Jahre danach bleibt Gesina in ihrem Heimatort das schwarze Schaf. Trost und Halt sucht sie bei ihrer Jugendliebe Anton, der ihr verspricht, zu ihr zu halten – egal was geschieht.
Gesinas Mutter Susanna macht sich indes große Sorgen um den Lebenswandel und die Zukunft ihrer Tochter, die sich ihrem Einfluss immer mehr entzieht. Als Bindeglied zwischen Mutter und Tochter versteht sich der fürsorgliche Nachbar Josef, der sich besonders seit dem Tod von Gesinas Vater sehr um das Kind bemüht. Doch auch er kann nicht verhindern, dass Gesina ihr Elternhaus verlässt, um anderswo einen Neuanfang zu machen. Anton hingegen kann und will nicht mit ihr gehen und lässt sie ziehen.
In einem nicht weit gelegenen Dorf angekommen trifft Gesina auf Hermann Fenslage, dem sie ihre Dienste als Magd anbietet. Kurz nachdem sie ihren Dienst angetreten hat verstirbt die Ehefrau Hermanns. In der Dorfkneipe ist die Beziehung zwischen Hermann und Gesina natürlich ein wichtiges Gesprächsthema, zumal es sich offensichtlich um mehr als ein reines Arbeitsverhältnis handelt: Gesina ist inzwischen nämlich schwanger – so weiß es die redselige Wirtin. Als Hermann Gesina zu seiner Frau nimmt, scheint sie ihre sie belastende Vergangenheit endgültig zu vergessen und in ihrem „neuen“ Leben angekommen zu sein.
In Antons Heimatdorf wütet ein verheerendes Feuer, das mehrere Höfe in Schutt und Asche legt. So auch das Haus, in dem er mit seiner Frau Anna wohnt. Nach dem Brand trifft Anton zu seiner Überraschung auf Gesina, die mit einem Bündel durch den Ort streift und scheinbar die Aufregung für einen Beutezug genutzt hat. Im Gespräch stellt sich heraus, dass Gesina den Brand gelegt hat, was Anton sofort zur Anzeige bringt.
Gesina kann mit ihrer Beute entkommen und präsentiert diese Hermann. Dieser ist erfreut und erstaunt über die Fähigkeiten seiner Frau, für ihren ge-meinsamen Lebensunterhalt zu sorgen. Doch die Freude währt nicht lange, denn die von Anton informierten Ordnungshüter tauchen auf und nehmen das Gaunerpaar fest.
Bei der Hausdurchsuchung entdecken sie allerlei Diebesgut und zu ihrem gro-ßen Erschrecken unter dem Ehebett eine bereits verweste Kinderleiche. Bei der Verhandlung wird das Paar der Plünderung und speziell Gesina der Brand-stiftung und des Mordes an ihrem zweiten Kind für schuldig befunden. Das Strafmaß für Hermann beträgt 30 Jahre Zuchthaus. Seine Frau wird zum Tode durch das Schwert und anschließendem Verbrennen verurteilt.
Die Haft treibt Hermann, der alleine Gesina die Schuld gibt, langsam in den Wahnsinn, während seiner Frau erst jetzt die verhängnisvolle Entwicklung und Tragweite ihres Handelns bewusst werden.
Während der Henker sich vorbereitet, sammelt sich das schaulustige Volk an der Hinrichtungsstätte, wo der Priester ein letztes Gebet für Gesina spricht.
Die Einspielung
Auf allen bekannten Streaming-Plattformen erhältlich, unter anderem bei:
Außerdem gibt es hier eine Playlist mit Video-Ausschnitten der Uraufführung.
Dort sind auch auf der CD unveröffentliche Songs enthalten!
Warum „Gesina“ als Musical?
Am 10. April 1807 wurde an der 23-jährigen Gesina Fenslage, geborene Brink, vor den Toren der Stadt Meppen das Todesurteil vollstreckt, nachdem ihr Raub, Brandstiftung und Mord zur Last gelegt worden waren. Ist eine solche Verbrechensgeschichte aber der geeignete Stoff für ein Musical? Reicht da nicht ein Gerichtsprotokoll, eine sachliche Berichterstattung oder auch die mündliche Erzählung des Volksmundes? Das mag so sein. Aber es war uns ein besonderer Reiz, diese tragischen Ereignisse im Genre des Musiktheaters mit dessen besonderen dramaturgischen Möglichkeiten aufleben zu lassen, zumal das Geschehen um „Goose Sienken“ ein lebendiges Stück Regionalgeschichte darstellt. Natürlich bleiben auch für ein dramatisches Musical die historischen „Vorgaben“ Grundlage, doch darüber hinaus bietet es Spielraum durch Komposition, Schauspiel, Tanz, Licht- und Videodesign historisch Geschehenes zu deuten, sich dem Charakter und den Handlungsmotivationen der Protagonisten zu nähern und vergangenes Geschehen lebendig werden zu lassen.
Insofern geht in einem dramatischen Musical um mehr als die sachlich-nüchterne Reproduktion eines historischen Ereignisses. Diese Möglichkeiten ließen uns auf diese „Heimat“-Geschichte als einem „dankbaren Stoff“ zugreifen, weil wir uns sagten: Warum „Gesina“ nicht als Musical?